Diagnose: Endometriose
- Maria Theml
- 26. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Jan.
Das stille Leiden der Frau
Die Menstruation ist Muskelarbeit: Der Uterus zieht sich dabei zusammen, um die Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Und wie bei jeder anderen Muskelarbeit kann das unangenehm sein, anstrengend, es zieht, es drückt, Krämpfe entstehen. Das sind normale, natürliche physische Vorgänge, die man gut unterstützen kann, indem man die Zeit, so wie von der Natur gedacht, zur Innenschau nutzt, um wirklich darauf zu hören, was du und dein Körper gerade brauchen.
Doch wenn man dabei Schmerzen hat, die so stark sind, dass du bewegungsunfähig wirst, bis hin zur Ohnmacht, Schmerzen, die in andere Bereiche des Körpers ausstrahlen, auch unabhängig von der Periode, dann ist das alles andere als normal und natürlich.
Nein, so grausam ist die Natur nicht.

Ich habe mich in den vergangenen Jahren intensiv mit meinem Menstruationszyklus auseinandergesetzt. Ich habe die verschiedenen Phasen, ihre Eigenschaften, Energien und Potenziale erforscht und dadurch mich und meinen Körper immer besser verstehen und schätzen gelernt. Mein weiblicher Zyklus wurde zu meinem Leitfaden, meiner Orientierung. Ich habe gelernt, im Einklang mit ihm zu leben und seine heilende Kraft zu nutzen. Das half mir auch dabei, besser mit den Schmerzen umzugehen, die mich seit meiner ersten Periode begleiteten. Doch die Schmerzen waren immer da und sie wurden von Zyklus zu Zyklus schlimmer. Schmerztabletten halfen kaum oder gar nicht mehr, was die Teilnahme am Leben während der Menstruation eigentlich so gut wie unmöglich machte. "Aber gut", dachte ich, "dann nutze ich eben diese Phase, so wie es vorgesehen ist, zur Innenschau, zum Rückzug. Dann melde ich mich eben jeden Monat die Tage krank, um mich ganz der Regeneration zu widmen." "Alles gut", dachte ich, "dafür ist diese Phase ja da". Und so fand ich mich damit ab, denn ich kam ja klar mit meiner Strategie. Irgendwie.
Als ich dann vor ein paar Wochen wegen einer Zyste in der Klinik war und die Ärztin ihren Verdacht äußerte, musste ich mich der beängstigenden und ernüchternden Wahrheit stellen: Meine Schmerzen sind tatsächlich nicht normal und sie werden auch nicht durch meine zyklusorientierte Lebensweise verschwinden, denn sie sind Folge der stillen chronischen Krankheit "Endometriose".

Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, ähnlich wie das in der Gebärmutter vorkommende Endometrium, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann auf die Eierstöcke, Eileiter, den Darm oder andere Bereiche im Beckenraum und darüber hinaus ausbreiten. Im Laufe des Menstruationszyklus verdickt und blutet dieses Gewebe wie das normale Endometrium, aber da es außerhalb der Gebärmutter ist, kann das Blut nicht abfließen was zu Entzündungen, Narbenbildung, Organschäden und eben den starken Schmerzen führen kann.
Weltweit betrifft das etwa 1 von 10 Frauen im gebärfähigen Alter, was etwa 176 Millionen Frauen entspricht. Es ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, die auch mit Unfruchtbarkeit verbunden ist. Trotz ihrer Häufigkeit bleibt Endometriose jedoch oft unerkannt und unzureichend behandelt.
Leben mit Endometriose
Die Symptome von Endometriose können von Frau zu Frau stark variieren, was zu Verzögerungen bei der Diagnose führen kann. Zu den häufigsten Symptomen gehören starke Menstruationsbeschwerden, chronische Beckenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Probleme mit der Verdauung während der Menstruation und Unfruchtbarkeit.
Diese Symptome können das tägliche Leben stark beeinträchtigen, von der Arbeit bis hin zu sozialen Aktivitäten und Beziehungen. Frauen mit Endometriose kämpfen oft nicht nur mit physischen Beschwerden, sondern auch mit emotionalen Belastungen und dem Druck, von anderen verstanden und ernst genommen zu werden.
Behandlungsmöglichkeiten
So vielschichtig wie die Symptomatik sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Am häufigsten wird die hormonelle Therapie empfohlen. Eine Pille, die den Eisprung unterdrückt und somit als einzige Therapieform das Wachsen neuer Endometrioseherde verhindert. Dass dies ein massiver Eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt darstellt und zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Den natürlichen weiblichen Zyklus und so möglicherweise die Verbindung zum eigenen Körper - und in meinem Fall seine Orientierung - zu verlieren, ist für viele Frauen, mich eingeschlossen, keine Option.
Eine weitere Behandlungsform ist ein operativer Eingriff, bei dem einerseits eine genaue Diagnose gestellt wird und andererseits die vorhandenen Herde direkt entfernt werden. So radikal diese Methode auch ist, so kurzfristig ist sie leider auch. Denn auch wenn man danach im besten Fall erst einmal symptomfrei ist, können mit jeder folgenden Menstruation wieder neue Herde entstehen.
Weitere, weniger invasive Therapien können eine Ernährungsumstellung, Entspannungstechniken, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Osteopathie, Akupunktur oder Yoga sein, die jedoch alle lediglich darauf abzielen, die Symptome zu lindern. Heilbar ist Endometriose bislang nicht.
Endometriose und Kinderwunsch

Für viele Frauen mit Endometriose ist der Kinderwunsch kein einfacher Traum, sondern ein ständiger Begleiter voller Hoffnung und Angst. Die Realität kann oft herzzerreißend sein, denn Endometriose kann die Fruchtbarkeit erheblich beeinträchtigen, sei es durch Verwachsungen, die den normalen Eileitertransport behindern, oder durch Entzündungen, die die Eizellenqualität beeinflussen.
Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass so jede Menstruation zu einem schmerzhaften Reminder wird, dass der Weg zur Mutterschaft mit erheblichen Hindernissen gepflastert ist.
Hoffnung in der Dunkelheit
Trotz der Schmerzen, der Enttäuschungen und der täglichen Herausforderungen, die Endometriose mit sich bringt, glaube ich fest an die Stärke und den Mut der Frauen, die mit dieser Krankheit leben. Unsere Stimmen sollen gehört, unsere Geschichten erzählt werden, und gemeinsam können wir Licht in die Dunkelheit dieser unsichtbaren Krankheit bringen.
Möge dieser Beitrag dazu beitragen, das Bewusstsein für Endometriose zu schärfen und Frauen auf der ganzen Welt zu ermutigen, sich gegenseitig zu unterstützen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Mögen wir Hoffnung finden, wo Dunkelheit herrscht, und Gemeinschaft in unserer gemeinsamen Reise.
Wir sind nicht allein!
🫶🏻
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